Aus Mut und Wille wird „Baum & Bohle“

Von Wood-Mizer, Deutschland

Große Träume zu verwirklichen braucht manchmal etwas Zeit. Bei Sebastian Hagen knapp 20 Jahre – aber nun ist es da, sein eigenes mobiles Sägewerk – eine LT20 mit Benzinmotor.

Aber vielleicht von vorn – nach der Schule macht der aus Pritzwalk stammende Sebastian erstmal eine 3-jährige Lehre zum Raumausstatter & Bodenleger, in diesem Beruf arbeitet er die nächsten 15 Jahre. Und schon ist man Mitte 30 und hat seinen Traum noch nicht so recht erfüllt. „Ich wollte immer im Wald, mit Holz und auch mit Menschen arbeiten“ – und so ging die Fahrt nach Schletau zu Wood-Mizer, ist ja auch nur knapp ne Stunde entfernt. 

Im Kopf schwirren schon viele Ideen – Stämme aufsägen, Terrasse bauen, Poolumrandungen, Reviereinrichtungen, aber natürlich müssen auch die Finanzen immer mitspielen. Dafür ist im Hause Hagen Mandy zuständig, Frau, Beraterin und Chefin der Zahlen – und dann gab's auch das go. Seit Juli 2022 firmiert Sebastian als „Baum und Bohle“ und ist stolzer Besitzer einer mobilen LT20 mit Benzinmotor. Warum genau diese Maschine wollte ich wissen. Für Sebastian ist sie die perfekte „Einstiegssäge“, sie kann starke Stämme bis 80 cm Ø aufschneiden, hat für ihn ein sehr gutes Preis-Leitungsverhältnis und er kann damit zu seinen Kunden fahren. Mit dem Benzinmotor ist er autark unterwegs und kann sägen, wo immer er mag, ob zuhause, auf seinem Firmengelände, bei Kunden vor Ort oder auch direkt im Wald wo viele Aufträge auf ihn warten. 

Neben dem Lohnschnitt plant und verwirklicht er auch Bauprojekte für Kunden.

Ein Gründerseminar wurde besucht um den Schritt in die Selbstständig auch gut geplant anzugehen, denn von heut auf morgen, mit einer 5-köpfigen Familie sollte so etwas gut durchdacht sein. Seine drei Kinder im Alter von 8 bis 17 Jahren haben schließlich auch den einen oder anderen Wunsch, der erfüllt werden soll. „Ein Auto wünscht sich meine Tochter zum 18. Geburtstag – vielleicht kann ich ihr dies mit meiner Sägerei erfüllen.“ Denn es soll ja nicht irgendeins sein, wie er erzählt - am liebsten würde sie so einen schnieken Pick-Up wie Papa fahren, der die coole Säge zieht. 

Und los geht's. Aufträge gibt's für den motivierten Prignitzer in der näheren Umgebung. Viele Reviere fragen bei ihm Hochsitze und andere Einrichtungen an, um Forst- und Tierbestand im optimalen Zustand zu halten. Auch die Forstämter beauftragen ihn mit dem Sägen und Aufstellen von nachhaltigen Holzgattern, um die Aufforstungen vor Wildverbiss zu schützen. Das trifft sich perfekt mit Sebastians Hobby – der Jagd. Dadurch kennt er viele seiner jetzigen Kunden bereits und hat sich bei ihnen schon einen Namen gemacht.

Terrassen, von der Konstruktion bis hin zum Fußboden und Außenmöbel baut er für Kunden, die ihn über Social Media und andere Portale finden. 
Natürlich kommt auch die Familie nicht zu kurz. Für den Jagd- und Familienhund Alvar gibt's ein neues selbstgebautes Zuhause und der Pool hat eine Umrandung bekommen, die sich sehen lassen kann. Auch für seine Frau hat er schon zahlreiche Projekte verwirklicht, die sie bei ihren Verwaltungskollegen gerne und stolz zeigt und auch dadurch ergeben sich immer wieder neue Aufträge. 
Doch wo wird denn eigentlich gesägt und gebaut? Direkt gegenüber vom Wohnhaus hat Sebastian eine große Halle angemietet, in der er sein Holz lagert und auch das ein oder andere Projekt fertigt. 

Sein Sägeplatz und Holzlager sind auf einem alten LPG Gelände.

Auf einem alten LPG-Gelände außerhalb des Dorfes, das früher für die Milchviehhaltung genutzt wurde, nun aber als vermietete Gewerbefläche dient, steht sein Traum in orange, – seine LT20 mit der er so oft wie möglich zum Lohnschnitt rausfährt. Auch viele landwirtschaftliche Unternehmen aus der Region nfragen ihn an, denn sie kennen ihn persönlich, aus den sozialen Medien oder von Veranstaltungen in der Region, wo er seinen Lohnschnitt mit der Säge zeigt und auch „Karl – Das Magazin für Wittenberge“ hat einen Beitrag über ihn und seine Arbeit gedruckt. Stolz zeigt er mir noch seinen Flyer, den er hat machen lassen, denn ohne Werbung kommt man nicht voran, so der Prignitzer. 

Sebastian stellt auf Veranstaltungen seine Säge und die verschiedenen Tätigkeiten vor.
Seine Frau unterstützt ihn bei allem.

Er hat ein beeindruckendes Rundholzlager. Von Eichenstämmen über Douglasie bis zu Fichtenholz ist alles dabei. Für jedes Projekt sucht er sich den passenden Stamm aus, legt sich seine Schnittfolge fest und dann geht’s ans Werk. Gerade bei der Einteilung von Stämmen, so berichtet mir Sebastian, sieht er die größten Herausforderungen., denn er will den Rohstoff Holz so gut wie möglich ausnutzen, um so wenig wie möglich Verschnitt zu haben und natürlich wollen das auch seine Kunden.

Deswegen hat er erst einmal für sich „geübt“, um mit optimalen Kenntnissen bei Kunden zu starten. Aber wie alles im Leben, so sagt er, ist es ein Lernprozess. Mittlerweile zaubert er richtige Kunstwerke auf der Säge, wie einen 8-eckigen Pfosten, der ein absoluter Hingucker geworden ist. 

Inzwischen gelingen auf der Säge schon Kunstwerke.

Für ihn ist mit der Säge sein Traum in Erfüllung gegangen – Lohnschnitt anbieten mit einem eigenen mobilen Sägewerk, mit Holz etwas erschaffen und im Wald sein. “Durch die Selbständigkeit kommt die Jagd etwas zu kurz aber dafür bin ich nun beruflich jeden Tag im Wald – was will ich mehr?“ schmunzelt Sebastian.

Kurze Zeit nach unserem Kontakt kam Sebastian mit samt der Familie wieder nach Schletau – das Sägertreffen stand an. Schnell wurden neue Bekanntschaften mit anderen Sägern geschlossen, sich ausgetauscht wie man was effizienter machen kann, welche Einstellung wo hilft und bei gutem Essen und einem kühlen Bier, einfach über das Sägen gefachsimpelt. Aber immer wieder trafen wir uns bei der LT70 mit Dieselmotor – die hat es ihm angetan - und steht als nächstes auf seiner Wunschliste – und was nicht ist, kann ja noch werden.